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Magie
Die Askendanzmagie und ihre Disziplinen
Askendanzmagie entsteht aus der Beherrschung von Tänzern zum Zauberwirken und kann ohne Tänzer nicht existieren. Jedoch kann die
Weise, in der ein Magier seinen Tänzer verwendet, sehr unterschiedlich sein, abhängig davon, ob der Magier Jornist, Eklipsist oder Obskurantist
ist. Die Magier der ersten Disziplin benutzen Empathie, diejenigen der zweiten Impulse und diejenigen der dritten Folter. Die Einordnung eines
Magiers in eine Disziplin bezeichnet somit die Art, wie er mit seinem Tänzer umgeht, wie er einen spezifischen Typ von Magie anwendet und
wie er sich den Regeln der Chiffrenmagier unterwirft. Es ist dabei von entscheidender Wichtigkeit, die Chiffrenmagier zu kennen, um auch die Askendanz
gänzlich zu verstehen. Renegatenmagier, welche die Vorschriften der Chiffrenmagier ignorieren, existieren zwar, aber sie praktizieren einen
der drei Pfade der Askendanz ohne den Moralkodex ihrer Disziplin.
Überdies ist es theoretisch unmöglich, zwei verschiedenen Disziplinen zur selben Zeit zu folgen, und man muß für die Wahl
einer Disziplin mindestens einer der beiden anderen entsagen. Der Obskurantismus wird in dieser Hinsicht besonders als Sackgasse betrachtet, denn
Obskurantisten sind sehr häufig nicht in der Lage, auch nur die Grundlagen von Jornismus oder Eklipsismus zu lernen. Einige sehr mächtige
Magier verwenden Zauber verschiedener Disziplinen, aber nur in seltenen oder absolut notwendigen Fällen. Und ihre Weise, einen disziplinfremden
Zauber zu wirken, wird sich abenteuerlich von der akzeptierten Methode unterscheiden.
Magier der Inspirierten und Magier der Glanzlosen
Alle Glanzlosen können Askendanzmagie praktizieren, aber damit ein Glanzloser Askendanz anwenden kann, muß er einen Edelstein tragen,
das "Gehirn" eines Tänzers, das dem Glanzlosen in einer Schule der Chiffrenmagier deutlich sichtbar in Haut und Fleisch eingebettet
wird. Jornisten tragen dieses Juwel auf ihrer Stirn, Eklipsisten an einem Handgelenk und Obskurantisten auf ihrer Brust. Der Stein ermöglicht
Magiern der Glanzlosen, eine Resonanz mit einem Tänzer zu erzeugen; ohne ihn könnten sie die Magie der Tänzer nicht benutzen. Der
Stein ist traditionell ein Erkennungsmerkmal wie auch ein Zeichen der Unterordnung unter die Chiffrenmagier.
Inspirierte Magier benötigen einen solchen Edelstein nicht, um Askendanz anzuwenden. Manche Inspirierte wissen das, andere nicht. Doch nur
wenige Magier würden es jemals wagen, ihren Stein abzunehmen, da es als Bruch einer der grundlegendsten Regeln der Chiffrenmagier angesehen
wird. Den Stein zu entfernen, ist ein ausreichender Grund, um von den Zensoren des Ordens verfolgt und verhaftet zu werden. Viele Magier der Inspirierten
tragen daher den Edelstein, um zwischen den Glanzlosen unterzutauchen. Man würde durch die Tatsache, daß der Magier keinen Stein trägt,
schnell bemerken, daß er nicht wie jeder andere Magier ist. Und für diejenigen, die von den Inspirierten gehört haben, würde
die Abwesenheit eines Steins ein klarer Hinweis auf ihre Natur und die Flamme sein - eine Erkenntnis, die besonders den Feinden der Inspirierten
sehr willkommen wäre.
Die Beziehung zu einem Tänzer
Der Weg des Magiers erfordert das Zusammenleben mit einem oder mehreren Tänzern in einer Beziehung, die sich auf Gehorsam begründet.
Jornisten neigen dazu, feste Freundschaften mit ihren Tänzern zu entwickeln, Eklipsisten betrachten Tänzer eher als sorgsam zu pflegende
Werkzeuge, Obskurantisten behandeln ihre Tänzer dagegen wie Sklaven.
Die Beziehung zum Tänzer ist ein grundlegendes magisches Prinzip der Askendanz, denn dieses magische Wesen ist nicht nur ein Instrument,
sondern auch ein Begleiter, den der Magier beschützen und behüten muß. Selbst Obskurantisten fühlen auf diese Weise. Sie
widersetzen sich zwar, sie weigern sich sogar, es gegenüber anderen und sich selbst zuzugeben, aber auch sie fühlen eine Bindung zu
ihrem Tänzer. Magier müssen erkennen, daß die Tänzer keine unerschöpfliche Ressource sind und sie wegen der Obskurantisten,
der Glanzlosen und besonders wegen der Maske eines Tages möglicherweise alle verschwunden sein könnten. Und mit ihnen stürbe auch
die vielfältige Magie der Askendanz.
Die Choreographie
Mächtige Magier können mehr Tänzer als andere beherrschen und mehr als einen Tänzer gleichzeitig verwenden, um einen Zauber
zu wirken. Das nennt man Choreographie. Magische Choreographie ist ein schwieriger und sehr genauer Vorgang, den nur Inspirierte beherrschen -
ein Geheimnis und zugleich Phänomen, das im Orden der Chiffrenmagier nach wie vor Rätsel aufgibt. Nicht nur muß der Magier die
Tänzer in Einklang bringen, sondern er muß auch alle ihre Bewegungen dirigieren, um einen perfekten Tanz zu erhalten. Choreographen
gelten als die mächtigsten Magier Harmundias, und nur sehr wenige Zensoren sind in der Lage, sie herausfordern zu können. Die Inspirierten
werden am Anfang ihrer Karrieren keine Choreographie anwenden können, aber nur sie besitzen das Potential, um dieses Ziel anzustreben.
Jornismus
Jornisten sind als gutgesinnte Personen
bekannt, deren Empfinden für Gleichheit und Loyalität wertgeschätzt wird. Wie auch immer, sie sind weit davon entfernt, naiv zu
sein. Sie sind sich der Realitäten der Welt bewußt und praktizieren daher schützende Magie, eine Magie der Natur, die gegen andere
gerichtet werden kann. Bei Betrachtung der Zauber eines Jornisten wird man bemerken, daß er seinem Tänzer große Wichtigkeit beimißt.
Jornisten sehen Tänzer als heilige Geschöpfe an, und dies ist die Grundlage, auf die sich ihre spezielle Beziehung, die Empathie, zurückführen
läßt. Im Gegensatz zu Obskurantisten und Eklipsisten müssen Jornisten ihre Tänzer nicht berühren, um einen Zauber zu
wirken. Die Bindung findet in ihrem Verstand durch eine Resonanz statt, die auf Liebe und gegenseitigem Vertrauen beruht. Ein Jornist trennt sich
niemals von seinem Tänzer, ohne tiefe Melancholie zu verspüren. Der Tänzer hat als der Gefährte seiner Gedanken einen überragenden
Platz im Leben eines Jornisten. Diese Empfindung ist wechselseitig, und manche Tänzer lassen sich auf dem Totenbett ihres Herrn selbst dahinsiechen.
Ein Inspirierter, der den Weg der Jornisten wählt, muß die Natur seiner Beziehung zu seinem Tänzer verstehen. Er muß ebenfalls
wissen, daß Jornistenmagie immer aufrichtig und geradlinig ist. Die deutlich sichtbaren Edelsteine auf der Stirn der Jornisten bezeugen
diese Aussage. Jornisten verstecken ihr Wirken nicht und versuchen immer, Glanzlose vom Respekt gegenüber Tänzern zu überzeugen
und sie zu deren Pflege zu animieren.
Ein Jornist zu sein, erfordert große Leidenschaft und das Streben, jederzeit die Natur der Tänzer zu erforschen und die Gesetze der
Chiffrenmagier streng zu befolgen. Jornisten haben es sich zur Aufgabe gemacht, sich den Werten der Chiffrenmagier bedingungslos unterzuordnen.
Niemand außer einem Jornisten wird den Chiffrengesetzen vergleichbar großen Respekt entbieten, in den Akademien mit Passion lehren
und stets für die Harmonie zwischen Tänzern und Glanzlosen kämpfen. Dieses Verhalten begründete sogar eine mehr oder weniger
tolerante Einstellung gegenüber dem Obskurantismus, und Jornisten akzeptieren, daß jene Tänzerfolterer ein notwendiges Übel
sind. Die Jornisten können die Geschichte nicht umschreiben, und daher ist es besser für sie, den Obskurantismus zu akzeptieren, um
eine bessere Kontrolle darüber zu behalten.
Eklipsismus
Diese Askendanzdisziplin versammelt
jene in ihren Reihen, die Vergnügen empfinden, sich selbst zu verbergen. Diebe und manchmal Mörder waren die frühesten Anwender
dieser Magie der Geheimnisse, Täuschungen und Schatten. Eklipsismus ist weder gut noch böse. Er beinhaltet eine eher zwiespältige
Beziehung zum Tänzer. Wenn ein Eklipsist einen Zauber wirken will, benutzt er die sogenannten Impulse: eine Mischung aus Gesten und dem empathischen
Band zum Tänzer.
Eklipsisten fühlen sich mit ihrem jeweiligen Tänzer zwar eng verknüpft, aber sie sind in der Lage, ihn loszuwerden, falls die Zauber
eines anderen Tänzers sie mehr interessieren. Die Beziehung hängt daher ausschließlich von der Persönlichkeit und dem Verhalten
des Magiers ab. Er kann seinen Tänzer als Freund ansehen, als Haustier oder lediglich als wertvolles Werkzeug.
Eklipsisten sind häufig Opportunisten, die ihre Magie bevorzugt unerkannt von den Glanzlosen anwenden. Sie verhandeln mit den Kleinen Jägern,
den berühmten gnomischen Tänzerfängern, ohne ein Zögern, um interessante Tänzer zu erhalten, und sie akzeptieren Obskurantisten,
solange diese nicht die Existenz der Tänzer gefährden.
Eklipsisten beugen allerdings gern einige Vorschriften der Chiffrenmagier. Zwar gründeten die Eklipsisten einstmals den Orden, und die meisten
seiner Anführer gehören auch heute noch dieser Disziplin an, aber manche von ihnen weichen den nebulösen Regeln immer wieder aus.
Es ist daher nicht erstaunlich, daß auch die meisten Renegaten aus ihren Reihen kommen. Jene Eklipsisten ohne institutionelle Stellung betrachten
die Chiffrenmagier als angemessene, jedoch verstaubte Organisation. Viele Eklipsisten tolerieren darüber hinaus das Brandzeichen nicht; sie
mögen Leute nicht, die ihre Nase in Angelegenheiten anderer stecken. Und sie verwenden ihre Magie auf heimliche Weise, wenn die Zensoren
zu neugierig werden.
Obskurantismus
Die Wahl des Obskurantismus ist ein
Weg ohne Umkehr, und im Gegensatz zu den beiden anderen Pfaden ist die Beziehung zwischen Obskurantisten und ihren Tänzern äußerst
eigentümlich. Ihre Praktik, genannt Folter, bedeutet, daß die Magie aus der Qual und Mißhandlung der Tänzer entspringt.
Die Bestrafungen sind häufig körperlich, aber sehr mächtige Obskurantisten können auch geistigen Schmerz benutzen, um Zauber
zu wirken. Körperliche Folter wird als Kunst betrachtet. Der Magier muß seinen Tänzer so präzise verwunden, wie ein Chirurg
es könnte, ohne ihn dabei aber zu töten.
Für Obskurantisten besteht die Vorstellung vom Tanz hauptsächlich aus Bewegung, und die Folter ist nur eine Abfolge von gezwungener
Bewegung, die magische Funken erzeugt. Der Magier muß mit der Ausdauer seines Tänzers höchst vertraut sein, ebenso mit der Zeit,
die eine Wunde zur Heilung braucht und so weiter. Das Foltern des Tänzers erfordert ein hohes Maß an Zynismus und das Fehlen jeglicher
Skrupel. Der Obskurantist wird die Klagen seines Tänzers tagtäglich hören; er wird mit einem leidenden Geschöpf leben, das
manchmal sogar um den Tod bettelt.
Theoretisch sollte eine Obskurantist gar nichts für seinen Tänzer empfinden. Aber wie es auch Verwicklungen zwischen einem Henker und
seinem Opfer gibt, so entstehen gelegentlich sehr starke Bindungen, die diese Magier mit ihren Tänzern verknüpfen. Obskurantisten gewöhnen
sich normalerweise an die Folter und beginnen zu verstehen, wie der Tänzer die Schmerzen aushält. Sie fühlen die geheimsten Emotionen
ihres Tänzers, und wenn dieser stirbt, fühlt der Magier eine intensive Empfindung des Verlustes.
Der Magier hält seinen Tänzer gefangen. Die mächtigsten Obskurantisten sind in der Lage, Tänzer durch ihren starken empathischen
Einfluß mental an sich zu ketten, aber die meisten Magier benutzen gewöhnliche Ketten oder kleine Seile, um die Tänzer an einer
Flucht zu hindern.
Seltsamerweise ist die Haltung der Obskurantisten gegenüber den Chiffrenmagiern jener der Jornisten sehr ähnlich. Sie erkennen, daß
sie ohne die Chiffrenmagier Opfer von Hexenjagden wären und daß Jornisten und Eklipsisten sich vereinen würden, um die Foltermagie
zu beenden. Die Existenz der Chiffrenmagier ist also gänzlich im Interesse der Obskurantisten. Überdies sorgen sich Obskurantisten,
im Gegensatz zur landläufigen Meinung, um Tänzer, denn das Verschwinden von Tänzern hat - wie auch für Jornisten und Eklipsisten
- für sie keinen Nutzen. Aus diesem Grunde ist die endgültige Folter und damit die Opferung eines Tänzers nur eine allerletzte
Zuflucht im Augenblick großer Not.
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(Übers. v. Narr, bearb. v. JS. © Bild oben: Cyrille Daujean; Bilder unten: Boris Courdesses)
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