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Die Tänzer

Tänzer sind die einzigen Geschöpfe, die eine Anwendung der Askendanzmagie ermöglichen; sie sind von unschätzbarer Wichtigkeit für die Ausübung der drei von den Chiffrenmagiern etablierten Askendanzdisziplinen Jornismus, Eklipsismus und Obskurantismus.


© Franck Achard / Julien Delval

Ein Tänzer ist eine etwa acht bis zwölf Zentimeter große, humanoide Kreatur. Sein Körper ist lang und dünn und hat eine milchige Färbung, die sich je nach verwendeter Art der Askendanz leicht verändert. Er ist geschlechtslos; sein Gesicht hat weder Mund noch Nase. Seine Augen haben die Größe von Stecknadelköpfen und sind tiefschwarz. Seine Knochenstruktur ist ähnlich der von Menschen, mit Ausnahme der silbrigen Farbe, die auf die Anwesenheit eines Splitters hinweist. Die Knochen sind mit Linien unentwirrbarer Furchen bedeckt, ein "Netz" genanntes goldenes Filament, das dem Körper hilft, seine Elastizität zu bewahren. Wenn einem Tänzer eine körperliche Wunde zugefügt wird, blutet er eine "Tänzerblut", "Sanguis" oder "Sanguis Ballatoris" genannte Substanz, und das Sanguis von bestimmten Tänzern wird als wertvolles Elixier geschätzt. Das einzige innere Organ eines Tänzers ist sein "Gehirn", ein glatter und transparenter Edelstein, der den Steinen ähnlich sieht, die von Chiffrenmagiern benutzt werden, um Glanzlosen die Ausübung der Askendanz zu ermöglichen.
Theoretisch sind Tänzer unsterblich; zumindest sind sie nicht vom Alter betroffen. Sie können zwar getötet werden, aber ihre Widerstandsfähigkeit ist höher als die eines Glanzlosen; sie ist in der Tat gleich der Haltbarkeit eines Artefaktes. Man muß jedoch freie Tänzer von gefangenen Tänzern unterscheiden, denn freie sind widerstandsfähiger als ihre gefangenen Pendants. Auch die Zähigkeit eines Tänzers ändert sich, wenn er in den Diensten eines Magiers ist, speziell eines Obskurantisten. Tatsächlich ist es den Obskurantisten möglich, Tänzer ohne Schwierigkeiten körperlich zu verletzen. Dies kann vermutlich durch die enge Beziehung zwischen einem Magier und einem Tänzer erklärt werden: Die empathische Verbindung des Magiers zum Tänzer untergräbt den Widerstand des Tänzers und ermöglicht dadurch dem Obskurantisten, seine Foltertechniken am Tänzer auszuüben.

Die Ursprünge
Alle Tänzer wurden spontan während der Eklipse geboren. Als die Maske erfolgreich die Dame des Herbstes verführte und den Seelenkern verhüllte, wurden bestimmte Flammen in vollem Flug gestoppt und zerschmettert, fielen als Flammenblitze auf Harmundia herab und wurden zu Tänzern. In diesem einzigartigen Moment sind sie auch ein Teil Diurns geworden, des Aspektes des Tages, der sich in jeder Flamme einschloß. Während aus Erinnerungen Geister und aus Inspirationen Erleuchtete wurden, entschied der Tag, sich durch diese lebenden Splitter zu verkörpern, und jeder einzelne existierende Tänzer wurde in jenem Augenblick geboren.
Um diese Veränderung zu verstehen, spielten die Männer und Frauen dieser Zeit auf eine Alchemie des Herbstes an: Die Essenz Diurns sei am Himmel umhergewirbelt und habe sich durch die Gnade der Winde in die Tänzer verwandelt. Dieser Gedanke von Bewegung ist in der Tat grundlegend für das Auftauchen der Tänzer, und seit ihrer Erschaffung haben die Tänzer alle Arten von Bewegungen zu allen Zeiten gesucht. Manche Magier sagen, ihre Tänzer seien Pantomimen, um sich selbst in den Himmel zu erheben und den Seelenkern zu erreichen. Dabei beziehen sie sich auf die Legende von den geflügelten Tänzern, die in Bilderwelten auf ihre Befreiung warten und Harmundia erretten könnten. Aber was der wahre Kern dieser Legende ist und was nur Ausschmückung, das kann kein Sterblicher mit Gewißheit sagen.

Die freien Tänzer
Körperliche Eigenschaften
Ein freier Tänzer ist widerstandsfähiger als einer, der einem Magier zugehörig ist. Solange es keine Verbindung zu einem Magier gibt, ist die Ausdauer eines Tänzers gleich der eines Artefaktes, und weder menschliche noch tierische Krankheiten können ihn befallen. Möglicherweise ist ihre beachtliche Ausdauer auch der Grund, warum die Tänzer über die Zeiten hinweg überlebt haben, aber das bedeutet nicht, daß die Tänzer unverwundbar sind. Ein Glanzloser wird sicherlich Schwierigkeiten damit haben, einen Tänzer zu finden und zu töten, aber mit etwas Mühe kann er erfolgreich sein. Einen Tänzer in glühende Kohlen zu werfen oder von einer Klippe herunterzustoßen, wird ihn beispielsweise mit einiger Sicherheit verwunden. Ein freier Tänzer wird aber nicht von Erschöpfung betroffen; sein einziges körperliches Bedürfnis ist Schlaf. Er wird in der Nacht schlafen, einmal jede Woche, und kann in der Nähe eines Splitters (andere Tänzer, Relikte oder Überreste) sogar für zwei fortlaufende Wochen wach bleiben. Die inneren Organe eines freien Tänzers sind weit wertvoller als die eines gefangenen Tänzers. Nicht nur sind ihr Splitter und ihre Knochen reiner, sondern auch ihr Netz behält seine enorme Elastizität und Widerstandskraft. Die Netze werden benutzt, um Kleider zu machen, Bögen zu straffen, Dieben als kleine Seile zu dienen et cetera.

Persönlichkeit
Freie Tänzer sind grundsätzlich unschuldige Geschöpfe. Sie verstehen die Prinzipien von Gut und Böse nicht, sondern leben nur für die grazilen Bewegungen ihres Tanzes. Sie sind emotionale Kreaturen, aller Lüge unfähig, und werden impulsiv von ihren Gefühlen angetrieben. Aufgrund ihrer ungewöhnlich chaotischen Natur gehorchen Tänzer niemandem. Die Persönlichkeit eines Tänzers entwickelt sich gemäß den Gefühlen im Splitter, auf den er trifft. Der Tänzer wird nach Resonanz, Einklang, mit diesem Splitter streben und sich selbst von jeder möglichen Emotion überwältigen lassen.
Es ist so, als hätten freie Tänzer eine kindliche Persönlichkeit und eine Unbefangenheit, die sie manchmal in Schwierigkeiten bringt. Zusätzlich fußt die Persönlichkeit eines Tänzers auf seiner Vergangenheit. Man muß sich stets vor Augen führen, daß sie alle schon seit der Eklipse leben. Dieser lange Hintergrund ordnet und verfeinert eines jeden Tänzers Persönlichkeit. Manche waren gefangen und sind nun wieder frei, während andere mit dem Tode ihrer Herren niedergingen. Aber jede Tänzerpersönlichkeit hat ihre ganz einzigartigen Eigenschaften. Tänzer haben nur ihre Unschuld, ihr Verlangen nach dem Tanz und ihr Erinnerungsvermögen gemeinsam.

Verhalten
Tag und Nacht suchen freie Tänzer nach Splittern, die es ihnen ermöglichen, neue Tänze zu improvisieren. Deshalb neigen Tänzer dazu, sich um Überreste zu sammeln und, allgemeiner, um alles, was einen Splitter enthält. Sie haben Freude daran, inmitten komplexer Architekturen zu sein. Daher bevorzugen sie Städte und ähnliche Umgebungen, die für sie eine Vielfalt an Formen besitzen, zwischen denen sie tanzen können. Die freien Tänzer leben oft auf Dächern oder schlendern auf Dachrinnen und Schornsteinen umher. Auch die Komplexität im Blattwerk einer Eiche kann ihre Tänze inspirieren, enthält aber selten einen Splitter.
Freie Tänzer wandern regelmäßig und werden schnell eines Ortes überdrüssig, der ihnen keine Inspirationen mehr bieten kann. Sobald sie sich zum Weiterziehen entschließen, wandern sie in der Regel bei Nacht, um Menschen aus dem Wege zu gehen. Tänzer ziehen oft in Gruppen von bis zu einem Dutzend durch das Land und verwenden dabei nur selten die von Glanzlosen geschaffenen Straßen und Wege. Sie bevorzugen es, Felder und Wälder zu durchstreifen, denn sie fürchten Glanzlose mehr als wilde Tiere. Tänzer können aber auch die emotionalen Zustände der meisten Tiere spüren, und wenn ein Tier erschrocken oder hungrig ist, vermag der Tänzer, angeborene kleine Funken zur Selbstverteidigung zu erzeugen.

Gefühle
Freie Tänzer haben verwirrte und intuitive Gefühle. Sie brodeln Tag und Nacht und schwanken extrem, jeweils abhängig von den Umständen. Tänzer sind allerdings auch sehr sensibel. Nicht nur werden sie von ihren eigenen Gefühlen beeinflußt, sondern auch von denen anderer. Es verwundert daher nicht, daß Tänzer durch und durch unbeständig sind. Sie können mürrisch am Morgen, enthusiastisch am Nachmittag und kummervoll am Abend sein. Wie auch immer, üblicherweise erscheinen sie jenen, die mit ihnen zu tun haben, als unbekümmerte Wesen. Dieser Mangel an Sorge ist der Weg des Lebens für Tänzer, eine wahre Philosophie. Ganz wie ein Irrlicht sind sie auf Gefühle eingestimmt, lassen sich selbst von ihnen führen und gehorchen nur ihrem Impuls.

Die gefangenen Tänzer
Gefangene Tänzer müssen an einen Magier, einen Praktizierer der Askendanzmagie, durch eine Prozedur intensiver gegenseitiger Annäherung gebunden werden, gleich, ob der Magier Jornist, Eklipsist oder Obskurantist ist.

Körperliche Eigenschaften
Wenn ein Tänzer gefangen wird, sind seine körperlichen Fähigkeiten gefährdet. So lange, wie ein Tänzer in einem Käfig ist und er nicht an einen Magier gebunden wurde, sind seine Fähigkeiten gleich denen eines freien Tänzers. Sobald der Tänzer aber an einen Magier gebunden wird, verringert sich seine Ausdauer, und die Resonanz zwischen Tänzer und Magier macht ihn gleichfalls für körperliche und mentale Angriffe verwundbarer.

Persönlichkeit und Verhalten
Wenn ein Tänzer an einen Magier gebunden wird, verändert sich des Tänzers Persönlichkeit sehr, abhängig von der Persönlichkeit des Magiers und vor allem vom Grad des Gehorsams, den der Magier verlangt. Gebunden an einen Jornisten, wird der Tänzer die Freundschaft und Liebe empfangen, die ihn auch von sich aus an einen Inspirierten oder sogar Glanzlosen binden kann. Von diesem Moment an kontrolliert der Tänzer seine Gefühle weit besser und ist nun in der Lage, sich selbst zu regulieren. Diese Beziehung ist gegenseitig: Der Magier bietet dem Tänzer die Gelegenheit, anders und mit weniger chaotischen Schritten zu tanzen, was zu einem vollkommeneren und gleichsam erfolgreicheren Tanz führt. Der Tänzer mag die Funken der Magie auf seinem Körper und liebt es, wenn sein Herr versucht, neue Sprüche zu improvisieren und neue Tänze zu erschaffen. Die Persönlichkeit eines an einen Eklipsisten gebundenen Tänzers hängt dagegen vom Magier ab. Einige sind rücksichtsvoll wie Jornisten, andere wiederum behandeln Tänzer wie Haustiere. Allgemein behalten Tänzer, die an Eklipsisten gebunden wurden, die Spontaneität, die ihr vormals freies Leben beherrschte. Wenn ein Tänzer jedoch an einen Obskurantisten gebunden ist, wird er von Folter und psychischem Druck gequält und kann dabei sogar den Tod finden. Sein Verhalten wird zu dem eines Opfers, eines gefangenen Wesens ohne Hoffnung.

Die Magie der Tänzer
Wenn ein Tänzer gefangen wird, enthüllt er eine bestimmte Zahl an Zaubern, die er verinnerlicht hat. Jeder Tänzer hat eine gewisse Menge an magischem Potential, das die Zahl und Kraft der Zauber bestimmt, die er kennt. Dieses Gedächtnis kann sich weiterentwickeln. Bestimmte Zauber können vergessen und gelöscht werden, während andere spontan auftauchen, weil sich der Tänzer beispielsweise durch regelmäßiges Verwenden intuitiver Magie wiederholt gewirkte Zauber einprägen kann. Dies ist auch der Grund, warum der Handel mit Tänzern so lukrativ ist. Ein Magier der Askendanz wird immer nach dem besten Tänzer suchen, dem einen, der das größte Erinnerungsvermögen und die interessantesten Zauber besitzt. Das Erinnerungsvermögen hängt allerdings auch von der Art der Beziehung zum Magier und ihrer Dauer ab. Je mehr sich beide Seiten einander annähern und zugehörig fühlen, desto eher wird sich das Erinnerungsvermögen des Tänzers steigern. Aber das Gegenteil kann auch der Fall sein - das Erinnerungsvermögen einiger Tänzer schwindet, sobald sie gefangen sind.

Das Brandzeichen
Wenn ein Tänzer gefangen wird, muß er in einer Schule der Chiffrenmagier gebrandmarkt werden. Dieses Zeichnen ermöglicht es, einen Tänzer in einem speziellen Katalog zu registrieren und seine Herkunft zu kennen. Jede Askendanzdisziplin hat ihr eigenes magisches und theoretisch unzerstörbares Brandzeichen. Es kann eine Tätowierung sein, eine unsichtbare Rune und dergleichen. Die Chiffrenmagier empfinden es als Schlag ins Gesicht ihrer Institution, daß ein Schwarzmarkt bestimmten Renegatenmagiern ermöglicht, ihre eigenen Tänzer zu kaufen und unregistriert an sich zu binden.

Die Erfahrung eines Tänzers
Sobald die Verbindung zwischen dem Magier und seinem Tänzer stark genug geworden ist, kann ein echter empathischer Austausch zwischen beiden stattfinden. Diese Bindung kann dem Magier erlauben, Schaden des Tänzers auf sich selbst zu nehmen. Genauso ist es dann dem Tänzer möglich, etwas von der Finsternis oder Perfidie seines Meisters auf sich selbst zu übertragen. Eine solche Erfahrung geschieht jedoch nur nach einigen Jahren oder sogar Jahrzehnten des intensiven Nebeneinanders. Diese Perfektion der Resonanz wird allerdings immer noch falsch verstanden und selbst einem Inspirierten noch für lange Zeit verschlossen bleiben, es sei denn, er ist seit seiner Kindheit an einen Tänzer gebunden.

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(Übers. v. Narr, bearb. v. JS. © Bild unten: Franck Achard / Julien Delval)

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